Der Kopf des eisernen Wurms
Objekt des Monats Juni 2025
Im kelten römer museum gibt es viele Ausstellungsstücke zu entdecken. Einige fallen neben den archäologischen Highlights vielleicht nicht sofort ins Auge, doch auch sie haben spannende Geschichten zu erzählen!
In unserer Reihe »Objekt des Monats« stellen wir ausgewählte archäologische Funde und weitere Exponate aus unserer Dauerausstellung oder einer aktuellen Sonderausstellung näher vor.
Fast 5 Kilometer Länge konnte die Marschkolonne einer einzigen römischen Legion bei einer Breite von vier Mann und einschließlich des Trosses erreichen. Im Falle einer aus drei Legionen bestehenden Armee, wie etwa jene, die in der berühmten Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus in Germanien unterging, dürfen wir uns also einen rund 15 Kilometer langen »Heereswurm« vorstellen, der sich seinen Weg durch die Landschaft bahnte – doch war ein solches eisernes Ungetüm auch unaufhaltsam?
Eine Antwort auf diese Frage liefert vielleicht unser Objekt des Monats Juni 2025: ein Modell im Maßstab 1:72, welches ihr in unserer aktuellen Sonderausstellung »Roms Armee im Feld« bewundern könnt. Die spannende Szene schildert einen Überfall germanischer Krieger auf die Vorhut einer römischen Armee. Die Vorhut, sozusagen der »Kopf des Heerwurms«, bestand zum einen aus Fußsoldaten, die dem gesamten Heer vorauseilten, um dessen Weitermarsch zu sichern. Zum anderen umfasste sie Reiter, die das Gelände auf der Suche nach geeigneten Wegen erkundeten oder nach Feinden Ausschau hielten. Im Falle eines plötzlichen Angriffs konnten sie auch die Marschkolonne verteidigen.
Die Germanen in unserem Modell haben sich einen optimalen Ort ausgesucht, um die römische Vorhut in die Zange zu nehmen: Gesäumt von schroffen Felsen und einem reißenden Fluss, schlängelt sich der schmale Pfad durch eine Schlucht. An der Spitze haben bereits einige germanische Krieger die römischen Reiter in einen Kampf verwickelt. Mittig haben andere Germanen nur darauf gewartet, dass ein Teil der Legionäre den Fluss, der ihren Weg an dieser Stelle kreuzt, überquert – nun sind sie vom Rest der Truppe abgeschnitten und leichte Beute. Für weitere »Barbaren« ist nun auch der richtige Zeitpunkt gekommen, um den nachfolgenden Rest der römischen Vorhut anzugreifen. Doch die Legionäre möchten offenbar keine vorzeitige Bekanntschaft mit den Göttern der Unterwelt machen und setzen auf erbitterte Verteidigung. In einem solchen Terrain fällt es ihnen natürlich schwer, in Formation zu bleiben – und diese bildet schließlich das Herzstück römischer Kriegskunst …
Schaffen die Germanen es, das römische Heer zu stoppen? Oder können sie den »Heerwurm« nur für den Moment ins Stocken bringen und sich so etwas Zeit verschaffen? Wir haben Euch hier nur einige Schlaglichter präsentiert: Bildet Euch am besten selbst ein Urteil, indem Ihr das gesamte Modell in unserer Sonderausstellung anschaut.
Markus Strathaus
Literatur
Marcus Junkelmann, Die Legionen des Augustus, 15. Auflage (München 2015) 334–337
Autor:innen der Reihe
Dr. Markus Strathaus
Jasmin Braun M.A.
Maria Braun B.A.
Tobias Esch M.A.
Fabienne Karl M.A.
Henrike Wachsmuth M.A.
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