Träger of the Beast

Objekt des Monats Juni 2022 

Modell eines signifer in der Sonderausstellung »Im Dienste Roms«.

Er sticht unter den römischen Soldaten schon allein wegen seiner imposanten Kleidung sofort ins Auge: der Feldzeichenträger, lateinisch signifer. Doch Auffallen – das war ja schließlich auch sein Job!

Unser Objekt des Monats im Juni 2022, die Modell-Figur eines signifer aus der Sonderausstellung »Im Dienste Roms«, bringt dies hervorragend zur Geltung. Ihr könnt sie in unserer Modell- und Mitmachausstellung »Im Dienste Roms« an der Feldzeichen-Station bewundern.

Die signiferi kommunizierten mittels Feldzeichen (signa) taktische Kommandos – wie zum Beispiel die Richtung einer Marschbewegung oder den Befehl zum Sammeln – und boten den Soldaten im Getümmel einer Schlacht einen Orientierungspunkt. Sie standen im Rang von principales, also einem Dienstgrad mit gewisser Befehlsgewalt und höherer Bezahlung. Zudem verwalteten sie die Mannschaftskasse einer jeweiligen Einheit. 

Über den praktisch-militärischen Aspekt hinaus besaßen die Feldzeichen in der römischen Armee eine religiöse Wirkmacht und genossen kultische Verehrung. Dem Schriftsteller Tertullian (ca. 150–220 n. Chr.) zufolge stellten die Soldaten sie gar »über alle Götter«. Das Tragen einer Standarte war also eine ehrenvolle und prestigeträchtige Aufgabe – (buchstäblich) allen voran der aquilifer, der den Legionsadler und damit das wichtigste aller römischen Feldzeichen führte.

Doch im Gegenzug forderte diese Position auch einen gefährlichen Preis: Wegen ihrer herausragenden Bedeutung stellten die Signa für feindliche »Barbaren« besonders begehrte Trophäen dar und ihr Schutz fiel vor allem in die persönliche Verantwortung des signifer. Häufig bekleideten deshalb bereits kampferprobte und durch Tapferkeit ausgezeichnete Haudegen diesen Posten. 

Der signifer trug über seiner Rüstung ein Wolfs-, Bären-, oder – wie in unserem Fall – Löwenfell. Der »Skalp« des Tieres wurde über den Helm gezogen und die Tatzen vor der Brust verknotet. Die ursprüngliche Bedeutung dieser Garderobe gibt nach wie vor Rätsel auf. Sollte die Kraft eines so mächtigen Raubtieres auf den signifer übergehen? Und sollte der Geist der Bestie den Schutz des Feldzeichens garantieren?

Eines steht jedenfalls fest: Es schindete sicher mächtig Eindruck.

Markus Strathaus

Literatur

M. Junkelmann, Die Legionen des Augustus, 15. Auflage (München 2015) 154–155