Durst macht aus Wasser Wein 

Objekt(e) des Monats August 2025 

Ich brauche Wasser! Durstiger Miniaturrömer in der Sonderausstellung »Roms Armee im Feld«.

»Severus rückte über den Euphrat in Feindesland vor, kam aber, weil das Land kein Wasser führte und durch die Hitze noch mehr ausgetrocknet war, in die Gefahr, einen großen Teil seines Heeres zu verlieren. Vom Marsch und der Sonnenglut erschöpft hörte man die Soldaten nur noch ›Wasser! Wasser!‹ rufen.« 

In seinem Geschichtswerk schildert Cassius Dio, wie ein römisches Heer 195 n. Chr. bei einem Feldzug in Mesopotamien in eine bedrohliche Lage gerät. Die Soldaten brauchen dringend Wasser. An diesem Beispiel wird deutlich, wie existenziell die Versorgung für das Militär war. Diesem Thema widmen sich auch unsere Objekte des Monats August 2025: Rekonstruktionen von Wassergefäßen, die Ihr in der aktuellen Sonderausstellung »Roms Armee im Feld« selbst in die Hand nehmen könnt. 

Ein Soldat, der 8 Stunden am Tag marschiert, bekommt schnell Durst. Er soll im Idealfall bis zu 8,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, an weniger anstrengenden Tagen mindestens 2,5 Liter. Wenn man dann noch die Tiere im Tross versorgen, sein Essen kochen und sich ab und zu waschen muss, reicht ein bisschen kühles Nass nicht aus. Im besten Fall bietet die natürliche Umgebung genügend Frischwasser, wenn nicht, ist für ausreichend Vorrat oder Nachschub zu sorgen. 
 

Immer nur Wasser trinken? 

Auch römische Soldaten bevorzugten etwas Abwechslung. So stellten sie ein typisches Militärgetränk selbst her: posca, ein Gemisch aus Essig und Wasser. Der Essig sollte dem Wasser zum einen etwas Geschmack verleihen, zum anderen sprach man ihm eine reinigende Wirkung zu. Für seine Herstellung wird in antiken Schriftquellen folgendes Rezept überliefert: Man zerreibe und mische 1 Pfund Hefe, ¼ Pfund getrocknete Feigen und 0,55 Liter Salz und gebe dies dann in 0,14 Liter Honigessig und 25 Liter überalterten Wein. 
 

Rekonstruierte Wassergefäße (v.l.n.r.): Lederner Trinkschlauch, stählerne Trinkflasche und hölzernes Tragefässchen.

Auf dem Marsch und im Feldlager 

Archäologische Funde belegen die Verwendung von ledernen Trinkschläuchen und Feldflaschen aus Metall oder Ton mit unterschiedlichem Fassungsvermögen sowie von hölzernen Tragefässchen mit einem Volumen von 3,5 Litern. Größere Mengen wurden dagegen in Fässern auf Wagen transportiert. 

Sobald ein Lager aufgeschlagen war, befüllte man die Flaschen und Trinkschläuche aufs Neue. Stand kein fließendes Wasser zur Verfügung, musste nach einem langen Tag noch einen Brunnen ausgehoben und verstärkt werden. Zusätzlich konnte man Regenwasser sammeln, vorausgesetzt das Wetter spielte mit. 
 

Detailaufnahmen aus dem Modell eines römischen Feldlagers mit Szenen zur Thematik Wasser.

Und außerhalb von Kriegssituationen? 

In dauerhaft angelegten Lagern gab es sogar Wasserleitungen, doch bevorzugten viele Römer Wein und Bier: Für das britannische Vindolanda ist überliefert, dass eine dort stationierte Kohorte von etwa 500 Mann durchschnittlich rund 635 Liter Bier pro Tag zu sich nahm, also circa 1,27 Liter pro Mann. 

Ähnlich wie heute gab es in der Antike nicht nur den einen Wein. Ganz vereinfacht können herber/trockener, süßer und milder Wein voneinander unterschieden werden. Hergestellt wurde nicht nur in Italien, sondern beispielsweise auch in Griechenland, Spanien und Gallien. Transportiert wurde der Wein dann in Amphoren und Fässern. 

In einer Kriegssituation konnte sich der römische Soldat jedoch keinen solchen Luxus leisten. Durst macht aus Wasser also keinen Wein. Aber ein durstiger Römer macht aus Wasser immerhin posca

Arwen Deyhle 

Literatur 

Anne Johnson, Römische Kastelle des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. in Britannien und in den germanischen Provinzen des Römerreichs, Kulturgeschichte der antiken Welt 37, 2. Auflage (Mainz 1987) 223–231 

Armin Becker, Nachschub und Verpflegung. Wie römische Heereslogistik funktionierte, in: Stefan Burmeister – Joseph Rottmann (Hrsg.), Ich Germanicus. Feldherr · Priester · Superstar, Archäologie in Deutschland Sonderheft 8 (Darmstadt 2015) 29–34 

Jonathan P. Roth, The Logistics of the Roman Army at War (264 BC–AD 235), Columbia Studies in the Classical Tradition 22 (Leiden 1999) 119–125 

Markus Junkelmann, Panis Militaris. Die Ernährung der römischen Soldaten oder der Grundstoff der Macht, Kulturgeschichte der antiken Welt 75 (Mainz 1997) 173–181 

Nicole Albrecht, Römerzeitliche Brunnen und Brunnenfunde im rechtsrheinischen Obergermanien und in Rätien (Dissertation Mannheim 2014) 60–61