Sticht!
Objekt des Monats Januar 2021
Eine für römische Soldaten als klassisch geltende Waffe ist sicher das Kurzschwert (gladius). Doch zur typischen Bewaffnung eines Infanteristen zählte auch – neben Wurfspieß bzw. Speer und Schild – eine Art »Mini-Ausgabe« des Schwerts: der Dolch (pugio).
Unser Objekt des Monats Januar 2021 ist ein eiserner Dolch, der bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Gebiet des Militärkastells von Oberstimm gefunden wurde. Er datiert vermutlich an das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.
Der pugio konnte als eine handliche Notfallwaffe dienen, wenn z.B. das Schwert im Kampfgetümmel verloren ging. Für gewöhnlich wurde er an der linken Hüfte getragen, befestigt am cingulum, dem oftmals reich verzierten Soldatengürtel (siehe hierzu auch das Objekt des Monats Januar 2020). Die Centurionen trugen den Dolch als Offiziere hingegen an der rechten Seite.
Der Oberstimmer pugio wirkt in seiner erhaltenen Grundform zunächst recht schlicht, doch war er einst prunkvoll verziert, worauf noch die Löcher an Griff und Parierstange schließen lassen. Wir können hier an feine Silbertauschierungen, an Email- und Glaseinlagen denken, ebenso wie an eine aufwändig gearbeitete Dolchscheide, in der er einst verwahrt wurde. Wie viel Pracht bei kaiserzeitlichen Dolchen möglich war, zeigt z.B. ein im westfälischen Haltern gefundenes Exemplar, das im vergangenen Jahr für großes Aufsehen sorgte.
Ein pugio diente also nicht nur als reine Waffe – er sollte auch das Prestige des Trägers steigern!
Markus Strathaus
Literatur
M. Junkelmann, Die Legionen des Augustus, 15. Auflage (München 2015) 284–286