Kastenbrunnen und Bronzekrieger 

Neue Funde aus der Keltenstadt 

 

»Das Oppidum von Manching ist von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft«, betonte Generalkonservator Mathias Pfeil am gestrigen Mittwoch, den 13. August 2025, bei einem Pressetermin, zu dem das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) nach München geladen hatte. Mathias Pfeil, Stefanie Berg, Thomas Stöckl und Katharina Schmid (alle BLfD) gaben gemeinsam mit Tanja Geyer (Staatliches Bauamt Ingolstadt) und Sebastian Hornung (Pro Arch Archäologie und Prospektion GmbH) einen spannenden Überblick über neueste Funde aus der Keltenstadt von Manching. 

Im Vorfeld eines wichtigen Straßenbau-Projektes, das der Entschärfung eines Unfallschwerpunkts an der Bundesstraße B16 diente, zugleich aber direkt in das Gebiet des keltischen Oppidums eingriff, wurden in den Jahren 2021 bis 2024 archäologische Ausgrabungen in Manching durchgeführt. Ursprünglich war hier eine Tunnellösung geplant, die jedoch verworfen wurde. »Mit der Durchsetzung einer Höhenfreimachung konnten wir das Bodendenkmal bestmöglich erhalten und die Kosten um ein Vielfaches senken«, erläuterte Projektleiterin Tanja Geyer. Sie wies auf die hervorragende Zusammenarbeit mit den Archäolog:innen und Denkmalpfleger:innen hin. 
 

Grabungsfläche an der B16 in Manching.

In drei Jahren Forschungsarbeit konnten rund 6800 Quadratmeter Fläche untersucht werden. Dabei wurden mehr 40.000 Funde geborgen und 1300 Befunde dokumentiert. Wie Stefanie Berg, Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege beim BLfD, darlegte, umfasste die Forschungskampagne auch anthropologische, archäozoologische, archäobotanische und montanarchäologsche Analysen. »Dieser interdisziplinäre Ansatz hat sich gelohnt«, so Berg. Erstmals ließen sich damit etwa Fischverzehr und Eisenverarbeitung innerhalb des Oppidums eindeutig archäologisch nachweisen. 
 

Befund mit drei menschlichen Skeletten.

Als besonders interessanten Befund stellte Grabungsleiter Sebastian Hornung einen Kastenbrunnen vor, der vermutlich aus der Zeit zwischen 120 und 60 v. Chr. stammt. Aus dessen Verfüllung bargen die Ausgräber:innen 32 Metallfunde, 329 Tüten Keramik und über 700 Tüten Tierknochen. Besonders überraschte Hornung aber anderes Knochenmaterial: »Der Fund von zwei verhältnismäßig vollständigen menschlichen Individuen innerhalb eines Befundes ist für das Oppidum von Manching außergewöhnlich.« Die Ergebnisse wir Hornung zusammen mit seiner Kollegin Marina Lindemeier beim Vortrag »Leben und Arbeiten im Oppidum von Manching« am Mittwoch, den 25. Februar 2025, im kelten römer museum vorstellen. 
 

Die neue Bronzefigur eines keltischen Kriegers aus Manching.

Das absolute Highlight unter den Funden von der B16 ist zwar nur 7,5 Zentimeter groß und 55 Gramm schwer – es strotzt aber nur so vor Tapferkeit und Kampfkraft: ein kleiner Keltenkrieger im Ausfallschritt. Wie Restaurator Thomas Stöckl erläuterte, wurde die Bronzefigur in einem Graben gefunden, der sich anhand von Keramik in das 3. Jahrhundert v. Chr. datieren lässt. Die Ringöse auf dem Kopf könnte darauf hindeuten, dass das Objekt einst als Anhänger diente. Dargestellt ist ein mit Schild und Schwert bewaffneter Kelte. Bei näherer Betrachtung werden weitere feine Details erkennbar, etwa eine Frisur mit langen, zurückgekämmten Haaren und ein Schnurrbart. Stöckl betonte: »Diese Statuette ist eine besonders komplexe und feingliedrige Arbeit.« 
 

Bergungszustand der Kriegerstatuette.
Röntgenaufnahme des Bronzekriegers.
Beim Wachsausschmelzverfahren wird zunächst ein detailreiches Modell aus Wachs geformt, das anschließend in Ton eingebettet und ausgeschmolzen wird. Die flüssige Bronze füllt dann den Hohlraum aus und formt die Figur.

Stöckl erläuterte zudem, wie die Figur nach Röntgenuntersuchungen und metallurgischen Analysen von ihrer Korrosionskruste befreit wurde. Dabei zeigte sich, dass man sie im sogenannten Wachsauschmelzverfahren im Bronzevollguss hergestellt hatte und dass das Schwert des Kriegers fehlerhaft gegossen worden war. Handelt es sich um eine Fehlproduktion, die ein keltischen Handwerker entsorgt hatte? Im Anschluss ordnete Stefanie Berg die Figur in ihren kulturhistorischen Kontext ein und stellte dabei andere Menschendarstellungen aus der Keltenstadt von Manching ebenso vor wie Kriegerdarstellungen von anderen Fundplätzen. Letztlich bleibt der neue Bronzekrieger aber ohne direkte Parallele und wirft daher viele Fragen auf. 

Eines stand nach diesem Pressetermin jedoch sicher fest: Das Manchinger Oppidum ist und bleibt einer der zentralen Fundplätze, wenn es um die Erforschung keltischer Kultur geht. 

 

Meldung vom 14.08.2025 
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Impressionen von der Pressekonferenz 

Das Podium: Katharina Schmid (Pressesprecherin BLfD), Mathias Pfeil (Generalkonservator BLfD), Tanja Geyer (Projektleiterin StBA IN), Stefanie Berg (Landesarchäologin BLfD), Sebastian Hornung (Grabungsleiter Pro Arch) und Thomas Stöckl (Restaurator BLfD).
Generalkoservator Prof. Mathias Pfeil betonte bei seiner Begrüßung die herausragende Bedeutung der Keltenstadt von Manching.
Grabungsleiter Sebastian Hornung M.A. erläuterte die Feldforschungen an der B16.
Diplom-Restaurator Thomas Stöckl gab Einblicke in die konservatorische Versorgung, Erfassung und Untersuchung der Funde und rückte dabei vor allem den Bronzekrieger in den Fokus.
Landesarchäologin Dr. Stefanie Berg ordnete die Kriegerstatuette in den kulturhistorischen Kontext ein.
Museumsmitarbeiterin Jasmin Braun M.A. begutachtet den Bronzekrieger.