Von Ernst Albrecht (Keltisch-Römisches Museum Manching)
Das römische Kastell in Manching/Oberstimm - 4. Erforschung des Kastells Oberstimm
Bereits beim Eisenbahnbau München-Ingolstadt hat man 1866/67 ein Gräberfeld angeschnitten, ein Kastell zwar vermutet, aber nicht gefunden.
1909 wurde durch Grabungen des Historischen Vereins Ingolstadt unter Major Witz im Flurstück ,,Auf der Wiege" das Prätorium des Kastells aufgedeckt.
In den 60er Jahren sammelte Josef Kneitinger, Oberstimm, in Baugruben, bei Straßen-, Wasserleitungs- und Kanalbauten zahlreiche Funde und konnte den Verlauf des Kastellgrabens feststellen. Daran schloss sich von 1968 bis 1971 die wissenschaftliche Untersuchung des Kastellgeländes durch H. Köhler; geleitet und publiziert durch Prof. Dr. Hans Schönberger in ,,Kastell Oberstimm, Ausgrabungen von 1968-1971".
Die Hinterlassenschaften im Boden weisen hin auf eine örtliche Eisengewinnung und -verarbeitung (Messer; Hacken, Nägel, Schlüssel, Ketten, Pfeile, Lanzenspitzen, Türbeschläge, Geräte zum Entladen von Schiffen u. ä.), auf die Herstellung von Glas und Keramik für Gebrauchsgeschirr (Schalen, Vasen, Trinkgeschirr&undefined; Amphoren) sowie Bronzeguss und Holzverarbeitung. Das gute Tafelgeschirr; Terra Sigillata, in kirschrotem Brand, versehen mit dem Stempel des Herstellers wurde meist aus der Provence/Südfrankreich eingeführt. Diese Sigillaten bieten gleich den gefundenen Münzen genaue Datierungsmöglichkeiten der Befunde.
Im Sommer 1990 stieß ein Sondengänger bei seiner Suche im Erdaushub einer Hofeinfahrt in Oberstimm auf eine ca. 12 cm hohe Bronzestatuette des Kriegsgottes Mars. Dieser genoss wie Victoria, die Bringerin des Sieges, im Kriegsvolk verständlicherweise besondere Verehrung. Neben Jupiter, Juno und Minerva gaben die Handelsleute Merkur den Vorzug.