Von Ernst Albrecht (Keltisch-Römisches Museum Manching)
Das römische Kastell in Manching/Oberstimm - 3. Römerstraßen
Unmittelbar hinter der Donaugrenzlinie verband eine befestigte Straße die einzelnen Kastelle. Sie kam aus dem Schwarzwald und führte vom Donauübergang bei Steppberg nach Zuchering, von hier auf der Hochstraße südlich am Kastell Oberstimm vorbei über Pichl und Manching nach Eining. In späterer Zeit überschritt die nördlich der Donau neu ausgebaute Römerstraße vor dem Ringwall den Fluss und schloss an die Donau-Süd-Straße an, die bereits im Jahre 46 n. Chr. unter Kaiser Claudius errichtet worden war. Diese befestigte Straße mit locker verlegten flachen Kalksteinplatten auf einer 40 cm starken Kiesbettung war an den Seiten von kleinen Wasserabzugsgräben begleitet.
An dieser Straße lag innerhalb des heutigen Manching in der Ingolstädter Straße Nr.40 im Anwesen Dangl ein Brandgräberfriedhof des 2. Jahrhunderts n. Chr., der bei Kanalarbeiten angeschnitten wurde. Die amphorenartigen Henkelkrüge und ein Vorratsgefäß zeigen sowohl römischen wie auch keltischen Einfluss. Das ist wiederum ein Beleg, dass nach dem Untergang des Oppidums keltische Volksreste unter der römischen Herrschaft zurückgeblieben waren und allmählich darin aufgingen.
Infolge des starken Durchgangsverkehrs entstand nun innerhalb des Manchinger Ringwallgebietes die römische Straßenstation VALLATUM (vallatum = umwallt, befestigt,) mit Werkstätten, Unterkunftshäusern und mehreren Einzelhöfen, wo man die Pferde wechseln und auch übernachten konnte. Die neuere Forschung (Dr. Thomas Fischer ,,Römer und Bajuwaren an der Donau") sieht VALLATUM auf dem Frauenberg bei Weltenburg.
Nördlich dieser Niederlassung beiderseits der früheren Straße nach Geisenfeld und Ernsgaden finden sich zahlreiche mittelkaiserzeitliche Brandgräber. Drei Bronzestatuetten, die leider verschollen sind, lassen vermuten, dass auch ein Tempelchen dazugehörte.
1955 hat man bei Grabungen in diesem Bereich auch das Bruchstück eines römischen Militärdiploms, silbernes Tafelgeschirr, zwei Tabletts, zwei Becher; drei Löffel u. ä. gefunden.
Dies deutet daraufhin, dass in einer Zeit der Bedrängnis ähnlich wie beim Untergang der Keltenstadt besondere Schätze und Kostbarkeiten dem Boden anvertraut wurden. Bei den Alemanneneinfällen im 3. Jahrhundert (259/ 260 n. Chr.) gingen nicht nur die römischen Gebiete nördlich der Donau verloren, sondern wurde auch VALLATUM zerstört.
Nach Zurücknahme der Grenze an die Donau errichteten die Römer aus den Kalksteinen des keltischen Ringwalles in spätkaiserlicher Zeit (3. Jh.) statt der zerstörten Straßenstation ein Grenzkastell gleichen Namens, von dem aus der Donauübergang gedeckt werden konnte. Es ist in alten römischen Spezialkarten gleich anderen bedeutenden Festungen mit vier Ecktürmen dargestellt und in der Nähe des heutigen Bahnhofs im Flurstück ,,Auf der Burg" zu suchen.
Im römischen Amtsbuch ,,Notitia dignitatum" aus dem 5.Jahrhundert ist aufgeführt, dass Teile der Dritten Italischen Legion und die Zweite Schwadron des Valerischen Reiterflügels unter einem Präfekten in VALLATUM stationiert waren. Sicher ist das Kastell im ersten Drittel des 5. Jahrhunderts. zerstört worden. Schließlich haben noch die Hochwasser der nahen Donau zur völligen Vernichtung beigetragen, so dass heute nur noch die Flurbezeichnung ,,Auf der Burg" wie in Urkunden von 1409 und 1434 davon kündet.