Markus Strathaus M.A. (kelten römer museum manching)
Der Esel im Schneckenhaus – Magische Mischwesen auf römischen Gemmen
»Was sich die Alten dabei gedacht haben, mag der Himmel wissen«. Was Johann Wolfgang von Goethe in einem Brief von 1788 stutzig stimmte, war der Anblick einer wahrlich monströsen Kreatur, die er auf einer römischen Gemme erblickte.
Die reiche Bilderwelt römischer Gemmen – also geschnittener Schmucksteine – umfasst auch phantastische Mischwesen, die sich aus Widdern, Eseln, Schnecken, Adlern oder mythischen Figuren wie Silenen und Pegasoi zusammensetzen. Manchmal dienen sie auch anderen Figuren wie Eroten, Mäusen oder Heuschrecken als Reittiere.
Diese veraltet als »Grylloi« benannten Bilder sollten jedoch nicht bloß zum Lachen reizen. Obgleich sie sich auch heute noch einer eindeutigen Dechiffrierung entziehen, weisen sie bei näherer Untersuchung eine Verwandtschaft – oder sogar Zugehörigkeit – zu den sogenannten Magischen Gemmen auf. Dies legen auch eingravierte Zauberzeichen und Beschwörungsformeln nahe. Als Talismane bzw. Amulette am Körper getragen, mochten sie Lebenskraft, Liebeszauber und Wohlstand bewirken oder Unheil abwehren.
Lassen sich die Bedeutungen einzelner Motive entschlüsseln? Und sind mögliche Funktionen erkennbar? Markus Strathaus beleuchtet in seinem Vortrag eine Auswahl dieser außergewöhnlichen Darstellungen als faszinierende Zeugnisse römischer Alltagskultur.
Bildunterschrift und -nachweis:
Ein Mischwesen aus Hahn, Silen, Widder und Pferd auf einer römischen Gemme des 1.–2. Jahrhunderts n. Chr.
© Staatliche Münzsammlung München / Foto: Nicolai Kästner.
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